Doctoral thesis

Das Museum Europäischer Kulturen : Ethnografie einer Transformation

SPR

  • Freiburg, Schweiz, [2022]

1 Online-Ressource (VIII, 527 Seiten)

Dissertation: Universität Freiburg (Schweiz), 2022

German Nach der Jahrtausendwende haben Kulturanthropologen und Historiker einen Wandel in historischen und ethnografischen Museen hin zu europäischen Themen und transnationalen Perspektiven festgestellt. Ausgehend von dieser Beobachtung fragt die vorliegende Forschungsarbeit nach den Bedingungen und Auswirkungen der bedeutenden Umstrukturierung, von der auch das Ost-Berliner Museum für Volkskunde (1957–1992) und das West-Berliner Museum für Deutsche Volkskunde (1963–1992) nach den politischen Veränderungen von 1989 betroffen waren. Untersuchungsgegenstand ist die Geschichte der Transformation dieser Museen zum Museum Europäischer Kulturen (MEK), das 1999 in Berlin eröffnet wurde. Es ist aus einer zweifachen Integration hervorgegangen: Nach der Zusammenführung zum vereinigten Museum für Volkskunde (1992–1999) im Jahr 1992 wurde Letzteres in einem zweiten Schritt mit der Abteilung Europa des Museums für Völkerkunde im Jahr 1999 fusioniert. Die Untersuchung der (museums-)politischen, (wissenschafts-)historischen und gesellschaftlichen Bedingungen der Reorganisation gibt Aufschluss über deren Besonderheit. Vergleichende Bezüge zu Umbenennungen und Umstrukturierungen anderer nationaler ethnografischer Museen wie in Paris (2005) sind aufschlussreich, um die Spezifik des Berliner Falls genauer zu verstehen und ihn gleichsam in übergeordneten politischen, insbesondere geschichts- und europapolitischen Entwicklungen zu betrachten. In der wissenschaftlichen Literatur ist die Gründung des MEK hauptsächlich als Teil der Schaffung von „Europamuseen“ dargestellt worden. Diese Forschungen erklären die Transformation des Berliner Volkskundemuseums indes nur bedingt. Denn die museumspolitische Entscheidung für die europäische Neuausrichtung kann gleichsam als eine Form des Umgangs mit dem „schwierigen Erbe“ der institutionellen Vorgängermuseen unter dem NS-Regime gedeutet werden. Ausgehend von diesem Befund konzentriert sich die Fallstudie auf den Entscheidungsfindungs- und Planungsprozess dieser Reorganisation in den 1990er und 2000er Jahren und die Rolle der Museen in der Erinnerungskultur. Schließlich wird untersucht, wie das MEK ein neues kulturelles Erbe produziert, das zur Europäisierung einer Institution beiträgt, die zuvor an national(-sprachlichen) Grenzen ausgerichtet war. Auf diese Weise trägt die Forschung zu Erkenntnissen der anthropologischen Museums- und Gedächtnisforschung im Allgemeinen und zu Einblicken in Prozesse der Europäisierung von Museen im Besonderen bei. Die Untersuchung stützt sich vor allem auf Publikationen der Museen und Archivmaterial sowie auf empirische Daten zur Geschichte der Institutionen. Hierzu wird eine zeithistorische Kontextanalyse der Entscheidungsprozesse sowie eine Inhaltsanalyse der konzeptionellen Arbeiten der Entscheidungsträger durch diskursanalytische Ansätze ergänzt. Kombiniert wird dies mit einer ethnografischen Erforschung der institutionellen Veränderungen, der Sammlungsgeschichte und der Arbeitspraktiken innerhalb der Museen, die sich nicht zuletzt auf Experteninterviews stützt.
Faculty
Faculté des lettres et des sciences humaines
Language
  • German
Classification
Politics
Notes
  • Literaturverzeichnis
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