Doctoral thesis

«Ich kann, will, werde gestalten!» : Selbstwirksamkeitserleben im Gestaltungsunterricht der Sekundarstufe 1

SPR

  • Freiburg, Schweiz, 2022

1 Online-Ressource (108 Seiten)

Dissertation: Universität Freiburg (Schweiz), 2022

German Um der Frage nachzugehen, ob sich das in der fachdidaktischen Literatur zum
Gestaltungsunterricht hervorgehobene hohe Selbstwirksamkeitserleben (Peez 1996, Isler 2016) im gestalterischen Lernen wirklich beobachten lässt und welcher Art es sein könnte, versucht die Dissertation mittels eines experience samplings und strukturierter Beobachtung von Gestaltungsunterricht in der Sekundarstufe 1 ein erstes Bild der Art und Ausprägung des Selbstwirksamkeitserlebens im Gestaltungsunterricht zu zeichnen. Hierfür wurden in einer Fallstudie zwei Klassen der Sekundarstufe 1 im Kanton Freiburg, Schweiz während der Dauer eines Unterrichtsprojektes beobachtet und die Erlebensqualitäten der Schüler*innen mittels einer experience-sampling Erhebung zu den wahrnehmbaren Elementen von Selbstwirksamkeit, namentlich dem Motivations-, Erfolgs-, Selbststeuerungs- und Kompetenzerleben, erfragt. Hier zeigt sich unter anderem bei den beobachteten Schüler*innen fast durchgängig sehr hohes Motivationserleben, welches sich in Abhängigkeit von unterschiedlichen Gestaltungshandlungen auf sehr unterschiedliche Weise darstellt. Die Erlebensangaben
varriieren von dem Empfinden von reiner Freude über variierendes Interesse bis zu einer
Empfindung von Motivation aus klarer Zielorientierung der eigenen Handlungen. Vermutlich hat vor allem die Interaktion mit dem im Gestaltungsprozess entstehenden Objekt einen besonderen Einfluss auf die Art des Motivationserlebens. Ebenso zeigt sich, dass das für den Aufbau von Selbstwirksamkeit so bedeutende Erfolgserleben (Bandura 1997) vor allem aufgrund der Möglichkeit zu verschiedenen Erfolgsreferenzierungen in der Auseinandersetzung mit einem Objekt oder auch der
manuellen, handwerklichen Tätigkeit, sehr häufig in hoher und differenzierter Qualität zu
beobachten ist. Ebendiese Objektauseinandersetzung scheint auch einen Einfluss auf das Entstehen eines recht hohen und durchgängigen Selbststeuerungserleben zu haben. Neben diesen grundsätzlichen Beobachtungen wurde in der Studie noch der Einfluss individueller gestalterischer Selbstkonzepte auf das jeweilige Selbstwirksamkeitserleben untersucht. Hierzu wurden die Vorstellungen der Schüler*innen über ihr grundsätzliches Interesse am Gestaltungsunterricht, ihr Engagement für diesen, ihre gestalterische Kompetenz- und bereits vorhandene Selbstwirksamkeitsüberzeugung erfragt und in Beziehung zu den angegebenen Erlebensqualitäten gesetzt. Durch eine Profilbildung konnten Schülerprofile ausgemacht werden, deren Selbstkonzepte vor allem die Art des Motivationserlebens, des Erfolgserlebens und des Kompetenzerlebens sehr unterschiedlich beeinflusst. So stellt sich hier z.B. heraus, dass die manuelle handwerkliche Tätigkeit oder sogar die reine ästhetische Erfahrung für bestimmte Schüler*innen eine höhere Auswirkung auf die jeweiligen Erlebensqualitäten zu haben scheint als die oft im Vordergrund stehende
Auseinandersetzung mit einem Objekt oder der Produktion dessen. Es zeigt sich, dass die ausschliessliche Orientierung an der Produktion von Objekten für bestimmte Schüler*innen sogar negative Erlebensmomente mit sich bringt. Letztendlich lassen die Ergebnisse dieser Studie vorsichtige Überlegungen dazu zu, welche Rolle der Gestaltungsunterricht im Fächerkanon des Unterrichts der allgemeinbildenden
Schulen in der Schweiz zur Ausbildung von Lernautonomie haben könnte, wenn die hier
zentrale manuelle Tätigkeit und Objektauseinandersetzung sich als sehr förderlich für die Selbstwirksamkeitswahrnehmung zeigt.
Faculty
Faculté des lettres et des sciences humaines
Language
  • German
Classification
Education, teaching
Notes
  • Literaturverzeichnis
License
License undefined
Open access status
gold
Identifiers
Persistent URL
https://folia.unifr.ch/unifr/documents/324319
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