Verlust der Ethik? Bioethik zwischen Institutionalisierung und Ideologiekritik
Published in:
- Bioethica Forum. - 2010, vol. 3, no. 1, p. 12-16
German
Sowohl die Institutionalisierung der biomedizinischen Ethik als auch darauf reagierende ideologiekritische Stellungnahmen sind Ausdruck gesellschaftlicher Verunsicherungen und Unzufriedenheiten, die u. a. aufgrund unübersichtlicher und rascher Fortschritte in der Biomedizin, der Auflösung stabiler Werte- und Orientierungssysteme, dem Autoritätsverlust der Ärzteschaft und der Betonung der Autonomie entstehen. Dabei droht, so die hier vertretene These, das selbstkritische Nachdenken, das kluge Abwägen von Für und Wider auf der Basis von Erfahrungen, moralischen Überzeugungen, verbreiteten Werthaltungen, plausiblen Argumenten und ethischen Theorien zu erodieren. Im Anschluss an eine kurze Bestandsaufnahme werden Beispiele für den vorschnellen Abbruch ethischer Suchprozesse geschildert, die heute mit Bezug auf das geltende Recht, die Autonomie der Betroffenen, fehlende empirische Daten, einzuhaltende Prozeduren, kulturell oder religiös hochgehaltene Traditionen oder auch ideologiekritische Bedenken begründet werden. Abschliessend werden Bedingungen für eine gute und zukunftsfähige Bio- und Medizinethik entworfen: Wünschenswert wäre, auch in Zukunft Räume zu bewahren, in welchen kontroverse, interdisziplinäre und auf ethische Erkenntnis hin angelegte Suchprozesse möglich bleiben. Ein realistisches Ziel besteht darin, dass an die Stelle eines diffusen moralischen Pluralismus ein aufgeklärter Pluralismus vernünftig begründeter Meinungen tritt, der moralische Orientierung und verantwortliches Handeln ermöglicht. Vers le haut
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Faculty
- Faculté de théologie
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Department
- Département de Théologie morale et d'Ethique
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Language
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Classification
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Religion, theology
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License
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