Journal article
Das Modellvorhaben Physiotherapie der BIG direkt gesund und des IFK e. V.: Welche Heilmittel wählen Physiotherapeuten bei Unabhängigkeit von der ärztlichen Verordnung?
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Nast, Irina
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Dept. Gesundheit, Institut für Physiotherapie, Winterthur, Schweiz
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Mischker, Andrea
BIG direkt gesund, Berlin
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Repschläger, Ute
Deutscher Bundesverband selbstständiger Krankengymnasten IFK e. V., Bochum
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Heine, Michael
Deutscher Bundesverband selbstständiger Krankengymnasten IFK e. V., Bochum
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Scheermesser, Mandy
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Dept. Gesundheit, Institut für Physiotherapie, Winterthur, Schweiz
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Wirz, Markus
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Dept. Gesundheit, Institut für Physiotherapie, Winterthur, Schweiz
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Schämann, Astrid
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), Dept. Gesundheit, Institut für Physiotherapie, Winterthur, Schweiz
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Published in:
- physioscience. - Georg Thieme Verlag KG. - 2018, vol. 14, no. 02, p. 69-79
German
Zusammenfassung
Hintergrund In Ländern mit Direktzugang zur Physiotherapie wählen Physiotherapeuten autonom das bevorzugte Heilmittel zur Behandlung ihrer Patienten. Anders gestaltet sich die Situation in Deutschland: Hier verordnen die Ärzte das zu verwendende Heilmittel.
Ziel Im Rahmen des Modellvorhabens Physiotherapie gemäß § 63 Abs. 3b SGB V wird (unter anderem) evaluiert, welche Heilmittel bei Behandlungsautonomie in welcher Frequenz und Dauer angewendet werden und welche Auswirkungen diese Wahl auf die Behandlungsergebnisse der Patienten hat.
Methode Eine randomisierte kontrollierte Studie vergleicht die herkömmliche Behandlung nach ärztlicher Verordnung mit der Behandlung im neuen Versorgungsmodell hinsichtlich Wahl der Heilmittel, Behandlungsdauer und -frequenz sowie den Behandlungsergebnissen Patientenzufriedenheit (Fragebogen ZUF-8), Schmerz (visuelle Analogskala, VAS), gesundheitsbezogene Lebensqualität (Fragebogen EuroQol) und Funktion (Back Performance Scale [BPS], Roland-Morris Disability Questionnaire [RMDQ], Lower Extremity Functional Scale [LEFS]).
Ergebnisse Am Modellvorhaben nahmen 630 Patienten teil, davon 296 in der Kontroll- (KG) und 334 in der Modellgruppe (MG). In der MG wendeten die Physiotherapeuten häufiger (in 33 % der Fälle) Allgemeine Krankengymnastik (AKG) und/oder Manuelle Therapie (MT) zusammen mit einem ergänzenden Heilmittel (z. B. Wärmetherapie-Fango) an (vs. 10 % in der KG; x2 = 51,525, p < 0,001) sowie häufiger eine Kombination aus AKG mit MT (in 32 % der Fälle vs. 3 % in der KG, x2 = 100,455, p < 0,001). Die Behandlungsdauer war in der MG mit 9,7 Wochen (Standardabweichung [SD] = 13,2) kürzer als in der KG mit 11,8 Wochen (SD = 5,4; T = 2,542, p < 0,05). Weitgehend unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zur KG oder MG, berichteten die Patienten eine hohe Zufriedenheit und signifikante Verbesserungen hinsichtlich Schmerz, Lebensqualität und Funktion (Back Performance Scale [BPS], Roland-Morris Disability Questionnaire [RMDQ], Lower Extremity Functional Scale [LEFS]).
Schlussfolgerung Bei Behandlungsfreiheit entschieden sich Physiotherapeuten vermehrt für eine Kombination von aktiven und passiven Behandlungstechniken, ohne die Behandlungsdauer auszudehnen. Dieses Vorgehen ist mit international anerkannten Behandlungsleitlinien konform.
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